Der Zweite Odem ist der Prozess, der einen Sterblichen zum Kuei-jin macht. Speziell bezeichnet man damit die Wiedervereinigung der Seele nach der Qual in Yomi Wan.
Voraussetzung dafür ist, dass der Sterbliche zu Lebzeiten sein P'o erweckt hat oder auf eine derart traumatische Art starb, dass es im Moment des Sterbens erwachte. Begünstigt wird dies durch unangemessene Grabriten; eine schlechte Beerdigung wird als geradezu tödliche Beleidigung wahrgenommen. Die Seele wird nach dem Tod in die Geisterwelten des Yin oder Yang transportiert, bis sie den Ort erreicht, der als Yomi Wan oder auch 1000 Höllen bekannt ist. Dort muss es sowohl dem P'o als auch dem Hun gelingen, zu fliehen und in den Körper zurückzukehren. Dafür ist enorme Willenskraft notwendig.
Daraufhin vollzieht sich der eigentliche Zweite Odem, bei dem sich die Seele wiedervereinigt. Die Natur dieses Prozesses ist nicht vollständig geklärt. Eine Theorie ist, dass das Hun versiert genug sein muss, in der Nähe der Leiche ein Netz aus Chi-Strömen zu weben und so Yin- und Yang-Ströme mit der Leiche zu verbinden, welche sie mit unnatürlichem Leben füllen. Das P'o muss dabei stark genug sein, die Barriere zwischen der materiellen und der Geisterwelt zu trennen. Im Fünften Zeitalter, in dem diese Barriere besonders stark ist, ist es daher besonders wichtig für das P'o, ausgesprochene Ungezähmtheit und Brutalität an den Tag zu legen. Daher, so lautet die Theorie, zeigen viele junge Kuei-jin monströse Merkmale.
Die Wiedergeburt als Kuei-jin vollzieht sich generell nicht später als zwei Monate nach dem Tod. Das sterbliche Aussehen der Leiche wird dabei wieder hergestellt, oft auch dann, wenn sie zum Beispiel verbrannt wurde. Nur selten kommt es vor, dass jemand in einem fremden Körper wiedergeboren wird. Die meisten Kuei-jin werde nach ihrer Wiedergeburt zu so genannten Chih-mei.